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Im Oktober: So sein – mit allem, was ist. Emotionen im Körper – warum wir sie speichern und wie Loslassen gelingen kann

Aktualisiert: 11. Okt.



Herbstblätter

Der Oktober ruft uns zur Ruhe. Die Natur zieht sich zurück, Farben verblassen, Nebel legt sich über die Landschaft – und auch wir spüren dieses Bedürfnis nach Rückzug. Es ist, als ob der Körper sagt: „Lass mich. Ich brauche Zeit.“

Manchmal fühlen wir uns in dieser Zeit müde, erschöpft, sensibel. An anderen Tagen sind wir leicht, offen, lebendig. Beides darf sein.

Der Herbst erinnert uns daran, dass kein Zustand falsch ist. Dass Veränderung ein natürlicher Rhythmus ist – genau wie Ein- und Ausatmen. Wenn wir aufhören, gegen unsere Stimmung zu kämpfen, entsteht Raum für echte Selbstannahme. Und genau hier beginnt Annahme und Loslassen – nicht im Tun, sondern im Dasein.

Gefühle verschwinden nicht einfach


Gehirn als Speicher

Unser Körper vergisst nichts. Auch wenn wir glauben, wir hätten etwas „hinter uns gelassen“ – Gefühle können im Körper weiterwirken. Besonders dann, wenn wir sie im Moment ihres Entstehens nicht ausdrücken konnten.

Stell dir vor, eine Welle aus Angst, Trauer oder Wut steigt auf – doch du schluckst sie hinunter, weil „es gerade nicht passt“. Diese Energie bleibt. Sie sucht sich einen Platz – in Muskeln, Faszien oder im Gewebe. Irgendwann spüren wir sie als Verspannung, Unruhe oder anhaltende Müdigkeit. Schlimsmten Falls können Krankheiten entstehen. "Stress" ist das was wir dabei empfinden - was geschieht? kurz erklärt:

Im Alltag zeigt sich das deutlich beim Stress:

  • Die Atmung wird flach.

  • Die Schultern ziehen sich nach oben.

  • Der Kiefer spannt sich an.

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Wenn die Belastung vorbei ist, entspannt sich der Körper meist wieder. Doch wenn der Druck dauerhaft bleibt, bleibt auch die Spannung – der Körper verharrt im Alarmzustand. Diese innere Anspannung macht starr, die Muskulatur wird schlechter durchblutet - übersäuert, das wiederum raubt Energie und auf Dauer Lebensfreude.

 

Warum und wo der Körper Gefühle speichert

  • Schutz: Es war einmal sicherer, Gefühle zu halten. Der Körper „parkt“ sie, bis du bereit bist, sie zu fühlen. (vor allem bei Entwicklungstrauma oder anderen Traumata)

  • Nervensystem: Solange Gefahr empfunden wird, bleibt das „Kampf-oder-Flucht“-System aktiv.

  • Gewebe & Faszien: Emotionen ziehen sich in die Tiefe – das Gewebe hält fest, was nicht gefühlt werden konnte.

Körperhaltung: Dein Körper erzählt deine Geschichte – Schultern, Bauch, Brustkorb zeigen, was du trägst oder schützt.


Nachdenkliche Frau


Emotionen sitzen im Körper unteranderem in

  • Hüfte & Becken: hier lagern Angst, Trauer, alte Erfahrungen.

  • Oberschenkel & Knie: sie stehen für Stabilität, Fortschritt – Spannung hier kann

    Stillstand bedeuten.

  • Schultern & Nacken: sie tragen die Last des Lebens.

  • und im Kiefer: hier beißen wir uns durch, halten Anspannung zurück. Wenn wir festhalten und nicht kauen, verdauen wir auch schwerer (das ist auch beim Essen so!)

Wenn diese Bereiche weicher werden, darf nicht nur der Körper loslassen – auch das Nervensystem entspannt sich und die Seele atmet wieder durch.


Wenn Stille laut wird

Viele spüren genau jetzt im Herbst eine innere Unruhe. Denn die Natur wird stiller – weniger Ablenkung, weniger Außen. Und was bleibt, ist das, was in uns klingt.

Still und Laut

Diese Unruhe kann oft ungemütlich sein, jedoch ist sie kein Fehler. Sie ist oft das erste Zeichen dafür, dass sich etwas Altes oder „Unverdautes“ bewegt. In der Stille können die Emotionen, die wir lange festgehalten haben, beginnen wieder anzuklingen – uns „rufen“. Nicht, um uns zu stören – sondern um gesehen und verdaut zu werden.


Wenn wir in der Ruhe unruhig werden, lohnt es sich hinzuspüren. Denn genau dort, wo es unruhig ist, beginnt oft das Loslassen. Nicht, weil wir etwas „wegmachen“ müssen, sondern weil das, was gefühlt werden will, endlich Raum bekommt.


Ruhe in den Bergen

Wie Loslassen gelingen kann

Das Schöne ist: Dein Körper will loslassen – er braucht nur Raum und Zeit dafür.

Doch Loslassen heißt nicht, etwas loszuwerden. Loslassen bedeutet, etwas anzunehmen, so wie es ist. In dem Moment, in dem du aufhörst, gegen ein Gefühl anzukämpfen, beginnt es sich von selbst zu wandeln, das kann unteranderem sehr ungemütlich werden.

Jedoch mit der Annahme wird es leichter. Und irgendwann verliert es seine Schwere – nicht, weil du es verdrängt hast, sondern weil es verdaut und integriert ist.

Der Körper erinnert sich:

„Ich darf fühlen, ohne etwas verändern zu müssen.“ Dann entsteht Raum – für Ruhe, Weite, Leben.

  1. Atmen – Ein tiefer Atemzug ist wie ein inneres „Ja“. Ein Seufzer oder Gähnen zeigt, dass Spannung weicht.

  2. Sanfte Berührung – Achtsame Körperarbeit oder Faszienbehandlungen bringen festgehaltene Emotionen in Bewegung.

  3. Yin-Yoga & Stille – Länger gehaltene Haltungen schaffen Raum, damit der Körper selbst loslassen kann.

  4. Schütteln – wie die Tiere

    Wenn ein Reh nach einer Gefahrensituation davonläuft, bleibt es kurz stehen – und schüttelt sich oder zittert am ganzen Körper.

    Dabei entlädt sich die überschüssige Energie, die der Körper in Alarmbereitschaft gespeichert hat.

    Auch wir Menschen tragen diesen Mechanismus in uns.

    Ein paar Minuten sanftes Schütteln – Arme, Beine, Schultern, Unterkiefer ganz locker – können helfen, Spannung abzuleiten und das Nervensystem zu regulieren.

    Es geht nicht ums „Tanzen“ oder „Machen“, sondern ums Abgeben.

    Lass den Körper zittern, schwingen, ausschwingen – bis er von selbst zur Ruhe kommt.

    Dies öffnet Deinen Organismus und bringt die Gewebsflüssigkeiten ins Fließen – >>>Anspannung = Muskel und Gewebe wird härter und enger/ verfilzt, weil die Bereiche nicht mehr ausreichend durchblutet werden können, „trocknen“ sie aus.

  5. Hinspüren – Frag dich: Wo spüre ich Spannung – und was will sie mir sagen?

  6. Ausdruck finden – Tränen, Schreiben, Tanzen oder Bewegung sind natürliche Wege, Emotionen zu lösen.

    >>> wenn Du merkst es überfordert Dich oder Du kommst nicht aus einer Abwärtsspirale heraus (auf Grund eines Traumas), ist es wichtig, Dich in dem Prozess professionell Begleiten zu lassen.

 

Zum Mitnehmen – Der Körper als Tagebuch


Unser Körper ist ein stilles Tagebuch. Er speichert das Schöne – und auch das Schwere. Wenn wir ihm zuhören, zeigt er uns den Weg zu mehr Leichtigkeit.

Der Herbst erinnert uns daran, uns selbst mit allen Farben anzunehmen: Freude und Erschöpfung. Licht und Schatten. Bewegung und Stillstand.

Vielleicht magst du dir heute einen Moment nehmen und fragen:

„Wo halte ich noch fest – und darf ich hier etwas loslassen?“


Ruhe am Fenster

Setz dich ans Fenster, spüre deinen Atem und erinnere dich:

„Ich darf so sein, wie ich bin – mit allem, was gerade in mir lebt.“

Das ist Annahme & Loslassen. Das ist der Herbst. Das bist du.


1 Kommentar


Sabrina
11. Okt.

Liebe Jessica, was für ansprechende & informative Zeilen, illustriert mit sehr schönen Bildern. Mega! Liebe Grüße Sabrina

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